Wart Ihr schon mal beim Parking Day auf der Frankfurter Straße? Vielleicht habt Ihr aktiv teilgenommen, Euren CO2-Fußabdruck ermittelt oder eine Bodenprobe aus Eurem Garten analysieren lassen – oder habt Ihr Euch einfach gewundert, warum am Straßenrand keine Autos mehr parken, sondern Menschen angeregt miteinander diskutieren? Wenn ja, dann hattet Ihr Kontakt mit Neu-Isenburgs Bürgerinitiative für Energiewende und Klimaschutz: dem Wattclub! Gemeinsam mit dem NABU und dem ADFC lädt die Initiative seit 2019 jedes Jahr zur Diskussion über Mobilität, Klimaschutz und nachhaltige Stadtgestaltung ein. Der Autoverkehr in Neu-Isenburg steht dabei immer besonders im Fokus, und mit dem Motto ‚Stadt für Menschen statt für Autos‘ erweckt die Initiative den Eindruck, dass sie am liebsten radikal alle Autos aus der Stadt verbannen möchte. Doch welche alternativen Ideen hat die Gruppe zum Thema Mobilität in Neu-Isenburg? Wir wurden dazu von Gisela Mauer, Werner Geiß und Matthias Wooge zum Gespräch eingeladen.
YYNI: Als Erstes interessiert uns natürlich, wie der Wattclub entstanden ist!
Gisela Mauer: Auslöser war die Atomkatastrophe in Fukushima im März 2011. Als Gruppe haben wir Mahnwachen, Veranstaltungen, Vorträge organisiert – mit dabei waren auch unser ehemaliger Bürgermeister Herbert Hunkel, der Arzt Matthias Plieninger und Matthias Lösch, der damalige Pfarrer der Marktplatzgemeinde. Nach der letzten Mahnwache vor den Sommerferien haben wir dann mit etwa 20 Interessierten im Biergarten den Wattclub gegründet. Unser Ziel war es, die Bevölkerung über alternative Energien zu informieren, und so tragen wir auch die Maßeinheit für elektrische Leistung im Namen. Eine unserer ersten Aktionen richtete sich am Jahrestag der Fukushima-Katastrophe gegen die Kernenergie. Wir hatten kleine Atomkraftwerke aus Schokoküssen und Keksen gebaut und in der Fußgängerzone zur Vernichtung freigegeben.
YYNI: Und wie sieht die Situation heute aus, hat der Schwerpunkt sich verändert? Welche Ziele verfolgen Sie?
Matthias Wooge: Die Themen Umwelt- und Klimaschutz kamen sehr schnell hinzu, auch das Interesse für Stadtgestaltung. Wir sind inzwischen weniger Mitglieder als bei der Gründung, dafür aber sehr gut vernetzt mit dem NABU und dem ADFC. Die Mitglieder treffen sich einmal im Monat, im Anschluss gibt es seit Neuestem dann noch einen Klimastammtisch, der für alle offen ist. Das Interesse bei den Neu-Isenburgern an Klimaschutz-Themen ist immer noch eher gering, das möchten wir gerne verbessern und ins Gespräch kommen, ohne mit erhobenem Zeigefinger dazustehen. Gar nicht so einfach!
Gisela Mauer: Als 2012 die Diskussionen zur Errichtung der Neuen Welt (damals Stadtquartier Süd) auf dem ehemaligen DuPont-Gelände begannen, organisierten wir eine Busreise nach Freiburg, um uns gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung einen Eindruck zu verschaffen, wie Stadtquartiere nachhaltig gestaltet werden können. Die Freiburger Quartiere Vauban und Rieselfeld sind energieeffizient gebaut, weitgehend autofrei, gut an den ÖPNV angebunden, mit viel Grün. Das wünschten wir uns auch für unser neues Neu-Isenburger Stadtquartier und haben das auch in den folgenden Diskussionsrunden gefordert.
Werner Geiß: Das Stadtbild in Neu-Isenburg wird sehr vom Autoverkehr dominiert, ich würde mir eine Veränderung im Bewusstsein der Bürger wünschen! Dazu fehlt es aber meiner Meinung nach an Identifikationspunkten und Wahrzeichen. Ich bin viel mit der Bahn in ganz Deutschland unterwegs und habe beobachtet: Wenn eine Stadtgesellschaft sich mit ihrer Stadt identifiziert, kommt Dynamik rein, das Bewusstsein für Umwelt und Klimaschutz entsteht dann von ganz alleine.
Matthias Wooge: Dazu kommt, dass die Stadt sich in ihrem Klimaschutzkonzept verpflichtet, den motorisierten Individualverkehr bis 2030 von 64% auf 56% zu reduzieren und den Anteil des ÖPNV von 10% auf 20% zu erhöhen. Die Umsetzung der im Konzept formulierten Ziele fordern wir kontinuierlich und zeitnah.
YYNI: Weniger Autoverkehr in der Stadt setzt ein attraktives ÖPNV-Angebot voraus. Die Regionaltangente West (RTW) ist bereits beschlossen, der Bau der Bahnstrecke vom Neu-Isenburger Bahnhof ins Birkengewann hat begonnen. Die Möglichkeit einer Verlängerung der Straßenbahn nach Dreieich oder Langen wird derzeit geprüft. Vor etwa einem Jahr wurde mit dem Hopper ein On-Demand-ÖPNV-Angebot eingeführt – und in ihrer letzten Sitzung wurde von der Stadtverordnetenversammlung zum Fahrplanwechsel die Wiedereinführung der Buslinie von Zeppelinheim über die Kernstadt nach Gravenbruch am Sonntag auf den Weg gebracht. Woran hängt es noch? Ist das Angebot nicht vielfältig oder nicht zielgerichtet genug?
Werner Geiß: Ein Element allein kann man da nicht rausgreifen. Aufs Auto angewiesen sein, es nehmen müssen – das darf nicht mehr sein! In Städten, denen es gelungen ist, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, haben sich so viele Aspekte verbessert: weniger Lärm, weniger Schmutz, mehr Aufenthaltsqualität…
Gisela Mauer: Uns fehlt eine klare Zielvorstellung seitens der Stadt: Wohin wollen wir eigentlich? Es wird oft sehr kleinteilig diskutiert und es entsteht der Eindruck, dass die Verkehrsplaner den ÖPNV selbst nicht nutzen. Bedarf und Angebot passen nicht zusammen. Hier wäre es toll, wenn die Bürger mehr einbezogen würden.
YYNI: Können Sie ein Beispiel nennen, was Sie konkret verbessern würden?
Gisela Mauer: Ich habe eine Idee, die mit dem neuen Fahrplan sofort umsetzbar wäre und die eine große Verbesserung bringen würde. Es gibt eine Kombibuslinie 91/92, betrieben von der kvgOF, die vom Bahnhof Ostseite über die Bahnhofstraße, Wilhelm-Leuschner-Straße und Friedrichstraße auf die Frankfurter Straße fährt. Dort fährt abwechselnd ein Bus weiter nach Offenthal, einer nach Langen. Beide fahren über Sprendlingen, und zwar im Viertelstundentakt. Würde einer dieser beiden Busse über die Kurt-Schumacher-Straße am Tannenwald vorbei über die Haltestelle Stadtgrenze fahren, hätte man eine direkte Verbindung von der Straßenbahn bis Sprendlingen, die es bisher nicht gibt. Das wäre ein großer Gewinn, zumindest bis irgendwann mal die Straßenbahn verlängert wird. Derzeit kommt man dort nur über einen Umstieg am Isenburg Zentrum hin. Da es sich nur um eine kleine Veränderung an der Strecke handelt, würden keine höheren Kosten anfallen. Die Haltestelle Friedrichstraße würde dann zwar nur noch im Halbstundentakt bedient, sie ist aber insgesamt sehr gut angebunden, da dort auch noch alle 30 Minuten der Stadtbus hält.
YYNI: Haben Sie das schon mal der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach vorgeschlagen?
Gisela Mauer: Ja, per E-Mail, aber leider keine Antwort bekommen.
YYNI: Wir werden dann mal einen Link zu diesem Blogbeitrag hinschicken. Wie könnte man das Angebot noch verbessern?
Gisela Mauer: Wir müssen uns am Bedarf der Gruppen orientieren, die den ÖPNV häufig nutzen, zum Beispiel Schüler, Mütter mit Kindern, Pendler…aber auch neue Gruppen erschließen!
YYNI: Wie würden Sie denn vorgehen, um neue Zielgruppen für den ÖPNV zu gewinnen?
Gisela Mauer: Die örtlichen Verkehrsanbieter könnten bei Festen wie dem Altstadtfest einen kostenlosen, hoch getakteten ÖPNV anbieten. Bei Open Doors konnte man ja schon kostenfrei fahren, aber ohne höhere Taktung und mit Einschränkungen am Sonntag. Oder wie wäre eine Promotiontour für den Stadtbus, bei der man Busfahren mal umsonst ausprobieren kann? In Frankfurt kann man bei der Nacht der Museen kostenlos fahren, da kommt in Bus und Bahn ein richtiges Volksfest-Feeling auf!
YYNI: Die Schwierigkeit ist, dass die Stadtwerke nicht selbst fahren, sondern Busunternehmen beauftragen. Personal ist dort schwer zu finden – besonders kurzfristig, wie wir jetzt auch an der Wiedereinführung der Buslinie in Zeppelinheim am Sonntag sehen. Der Vorlauf ist unheimlich lang. Es klappt erst zum Fahrplanwechsel im Dezember, obwohl es bereits im Juli beschlossen wurde.
Werner Geiß: Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass nicht transparent dargestellt wird, wieviel Geld der motorisierte Individualverkehr die Stadt kostet, zum Beispiel für die Bereitstellung von Parkplätzen, Instandhaltung der Straßen etc. Wenn kostengerechte Gebühren für Anwohnerparken flächendeckend eingeführt würden, könnte Neu-Isenburg sich einen so großartig ausgebauten ÖPNV leisten, dass man das Auto gar nicht mehr braucht.
YYNI: Ist das unter gesellschaftlichen Aspekten denn ein soziales Modell? Autofahren ist dann nur noch für Besserverdienende möglich, wer wenig verdient hat nicht mehr die Wahl und ist auf den ÖPNV angewiesen? Für viele ein Problem, zum Beispiel Senioren, die nicht bis zur Haltestelle laufen können und einkaufen möchten.
Werner Geiß: Wenn die Zweitwagen abgeschafft werden könnten, wäre das ja schon mal ein erster Schritt!
Matthias Wooge: Mich als Rentner belastet der Verkehr eher. Als ich noch in Frankfurt gearbeitet habe, fand ich die Fahrt in der Bahn immer sehr entspannend. Ich konnte einfach nur dasitzen, ein Buch lesen…und war wesentlich gelassener als im Auto.
Gisela Mauer: Ohne Auto sieht man auch viel mehr von der Stadt, nimmt neue Geschäfte oder interessante Plätze wahr. Wer im Auto fährt, erlebt das nicht. Und ich habe interessante Begegnungen dort!
YYNI: Der ÖPNV ist also auch eine Gelegenheit, persönliche Kontakte zu knüpfen?
Gisela Mauer: Das vielleicht nicht, aber ich lerne andere Verhaltensweisen kennen, die Vielfalt unserer Gesellschaft. All diese Facetten zu erleben, empfinde ich als große Bereicherung.
YYNI: Wir beide nehmen das ganz anders wahr und fahren nicht so gerne mit dem ÖPNV. Mit der Bindung an Fahrpläne und feste Strecken ist die Nutzung uns meistens zu unflexibel, bei gut nachgefragten Verbindungen sind die Bahnen oft voll, Leute husten uns an. Das, was Sie für den ÖPNV beschreiben, trifft für uns aufs Fahrrad zu, mit dem wir gerne ganz frei unsere Umgebung erkunden.
Gisela Mauer: Die persönliche Einstellung ist ganz entscheidend. Mein Wunsch wäre, dass die Menschen solche Vorbehalte von Zeit zu Zeit überprüfen: Ist es so unattraktiv geblieben, wie ich es in Erinnerung habe? Wurden Strecken optimiert? Oder ist zwar der ÖPNV nicht besser geworden, die Fahrt im Auto mit Stau und Parkplatzsuche aber einfach in der Zwischenzeit noch schwerer auszuhalten?
Matthias Wooge: Wir stehen doch eigentlich vor einer gesellschaftlichen Frage: Geht es um das Individuum oder ums Gemeinwohl? Fürs Gemeinwohl müsste der ÖPNV gestärkt werden, denn der motorisierte Individualverkehr wird immer schlimmer.
YYNI: Hier kommt es immer auf die Fragestellung an. Fragen wir Bürger, ob sie verhindern möchten, dass die Straßen immer mehr verstopfen, wird ein klares Ja kommen. Fragen wir aber, ob es wichtig ist, die individuelle Freiheit sicherzustellen, werden sie ebenfalls mit einem deutlichen Ja antworten. Wir halten eine Lösung für wichtig, in der alle Verkehrsteilnehmer ernstgenommen werden.
Matthias Wooge: In Kopenhagen habe ich eine gute Kombi erlebt. Wenn dort die Autos nicht weiterkommen, kommt sofort auch schon der nächste Bus, alles ist gut durchdacht.
YYNI: In Großstädten hat sich das Angebot auch ganz anders entwickelt, dort ist ein eigenes Auto eher eine Belastung als eine Erleichterung – schon alleine, weil man in der Innenstadt keinen Parkplatz findet. In Lissabon zum Beispiel setzt die Stadt auf kleine, alte Straßenbahnen, die oft so überfüllt sind, dass sie gar nicht erst an der Haltestelle halten – dafür aber kann man mit dem privaten Fahrdienst Uber sehr günstig direkt zum gewünschten Ziel kommen. Kommt keine Bahn, ruft man noch an der Haltestelle einen Wagen über die App. Der ist in 1-2 Minuten da und meistens nicht wesentlich teurer. In Paris und London ist das U-Bahn-Netz extrem gut ausgebaut, Bahnen fahren mit hoher Taktung, man kann immer irgendwo einsteigen. Das ist nur in Großstädten möglich.
Werner Geiß: In Wien hat man jedem Quartier ein umfangreiches öffentliches Verkehrsangebot spendiert. Hohe Kosten fürs Parken machen den ÖPNV zusätzlich attraktiver. Die Kostenwahrheit hört nicht damit auf, dass ich nur Unterhaltungskosten für mein Auto rechne.
YYNI: Was würden wir erreichen, wenn wir jeden Bürger mit Auto zur Kasse bitten? Hier bei uns in Neu-Isenburg höchstens ein etwas besseres Angebot an städtischen Buslinien, dafür viele verärgerte Bürger. Die Stadtwerke haben wenig Spielraum, auf die nicht-städtischen Linien haben wir wenig Einfluss. Ziel muss es sein, den ÖPNV attraktiver zu machen. Und was ist attraktiver, eine höhere Taktung oder ein breiter gefächertes Angebot mit mehr Haltestellen? In dünn besiedelten Gebieten wie Zeppelinheim wird sich eine höhere Taktung nicht lohnen, da die Busse auch jetzt kaum ausgelastet sind – und wieviel interessanter wird Busfahren mit einer weiteren Haltestelle in dem ohnehin kleinen Stadtteil?
Matthias Wooge: Vielleicht könnte man unterschiedliche Busmodelle einsetzen – für Zeppelinheim einfach eine Nummer kleiner?
YYNI: Das reduziert die Kosten leider kaum, der größte Anteil entfällt auf Personalkosten, die ja von der Busgröße unabhängig sind.
Gisela Mauer: Im Lärmminderungsplan der Stadt Neu-Isenburg steht, dass Busse bei den Ampelschaltungen Vorrang haben. Davon merke ich aber nichts. Ich dachte, wir wollen eine Smart City sein, kann man da nicht etwas verbessern?
YYNI: Tatsächlich liegt in der Digitalisierung und Vernetzung von Ampeln ein sehr großes Potential, den Verkehrsfluss auf der Straße zu optimieren und damit nicht nur Lärm und Abgase zu reduzieren, sondern auch eine grüne Welle z.B. für Einsatzfahrzeuge einzurichten. (Link Artikel Kassel). Das Ganze erfordert aber den Einsatz neuer Technik – die ist ziemlich teuer und deshalb nur nach und nach umrüstbar. Die Haushaltskonsolidierung verhindert leider gerade die Investition in innovative Konzepte. Aber das ist ein anderes Thema…
Matthias Wooge: Vielleicht könnte es auch Bürgergenossenschaften für den ÖPNV geben, so wie es auch bei Solarparks gemacht wird? Bürger investieren und verdienen mit?
YYNI: Beim ÖPNV funktioniert das leider nicht, er ist für die Kommunen in der Regel ein Verlustgeschäft.
Matthias Wooge: Am Geld darf das doch nicht scheitern! Wenn wir jetzt keins in die Hand nehmen, um etwas zu verändern, bezahlen wir irgendwann das Mehrfache.
YYNI: Klar, prinzipiell stimmt das, nur muss dieses Problem vor allem global gelöst werden. Der CO2-Ausstoß steigt ständig weiter. Solange Unternehmen in China und den USA nicht mit im Boot sind, rackern wir uns mit Kleinstmaßnahmen ab und verändern gar nichts – für so etwas sind die Bürger schwer zu begeistern. Was aber jeden motiviert ist die Veränderung direkt vor der eigenen Haustür. Wenn ich die Fahrt mit Bus und Bahn nicht als Opfer empfinde, sondern als echte Verbesserung meiner Lebensqualität – und wenn dann auch noch Lärm und Abgase weniger werden – toll!
Gisela Mauer: Das schafft auch mehr Raum, sich zu begegnen, in einer lebendigen Stadt!
YYNI: Oft hängt es ja am letzten Stück, dem Weg zur Haltestelle. Dort muss ich entweder hinlaufen, oder ich brauche vor Ort einen sicheren Abstellplatz für mein Auto oder Fahrrad. „Sicher“ nicht nur im Sinne von „diebstahlsicher“ sondern auch im Sinne von „sicher vorhanden“. In großen Städten macht es nichts, wenn ich wegen der Parkplatzsuche die Bahn verpasse – das Netz ist viel dichter, irgendwas kommt immer. In Neu-Isenburg ist mehr Planung erforderlich, nicht planmäßig abzufahren bedeutet dann eine deutliche Verspätung am Zielort.
Werner Geiß: Wir sind ein großer Ballungsraum, Neu-Isenburg liegt mitten im Rhein-Main-Gebiet, geht das nicht besser? Wo sonst gibt es eine Haltestelle ‚Stadtgrenze‘? Grenzen erscheinen mir nicht mehr zeitgemäß. Wenn hier alle kommunalen Instanzen über Stadt- und Kreisgrenzen hinweg zusammenarbeiten, kann ein attraktives Angebot entstehen und die Kosten werden auch für alle gesenkt. Wir brauchen ein zuverlässiges, dichtes Angebot, wie es in vielen anderen Städten ja bereits vorhanden ist!
Gisela Mauer: Es gibt viele wunderbare Beispiele auf der Welt, aber wir müssen uns auf Neu-Isenburg zuerst konzentrieren. Man verändert sich nur, indem man neue Erfahrungen macht, da sind kreative Ideen gefragt. Verkehr gebietsübergreifend denken fällt oft noch schwer.
YYNI: Dort, wo gegen etwas protestiert wird, funktioniert die Vernetzung oft schon sehr gut, zum Beispiel beim Protest gegen den Flughafenausbau. Bürger aus benachbarten Städten könnten das auch positiv nutzen, gemeinsam Ideen entwickeln und ihren politischen Vertretern zurückspiegeln. Gute Verkehrsverbindungen bringen Kommunen ja dann auch zusammen, fördern den Dialog noch weiter, wenn der Anfang mal gemacht ist. Die Mobilität der Zukunft ist auf jeden Fall eine vernetzte Mobilität – nicht nur räumlich. Idealerweise kann ich auch meine ganze Reise mit einer einzigen App oder auf einer einzigen Website buchen – inklusive Flug- oder Zugticket, Anreise, PKW-Stellplatz, Fahrradbox. Und zwar unabhängig davon, welcher der vielen Anbieter jeweils dahintersteckt. Auch hier stoßen wir aktuell oft noch an Grenzen.
Gisela Mauer: Aus diesem Grund möchten wir den Parking Day am 20. September 2024 in diesem Jahr etwas anders gestalten. Wir schauen uns die Stadtgrenzen an, aber der Fokus soll nicht auf Abgrenzung liegen, sondern auf guter Nachbarschaft. Es soll dazu einen Bürgerspaziergang und eine Podiumsdiskussion am Kiosk an der Straßenbahnhaltestelle ‚Stadtgrenze’ geben. Wir möchten außerdem Fahrgäste der Buslinie 653 befragen, wie wichtig die Verbindung für sie beruflich und privat ist, ihre Meinung zu Takthäufigkeit, Haltestellen und Barrierefreiheit einholen. So hoffen wir, in einen Austausch zu kommen, der uns heute häufig noch fehlt. Von den Stadtverordneten wünschen wir uns, dass hier mehr passiert, dass Bürger häufiger angehört und besser informiert werden.
YYNI: Genau das wünschen wir uns auch – einen lebendigen Dialog zwischen Politik und Bürgern! Mit uns heute hat das ja schon mal gut geklappt. Wenn man offen für andere Positionen ist, stellt man oft fest, dass man in vielen Punkten gar nicht so weit auseinanderliegt. Wir danken Ihnen für dieses nette und konstruktive Gespräch und sehen uns zum Parking Day. Wir kommen wie immer mit dem Fahrrad!




[Kati Conrad, Oliver Hatzfeld]
Dies ist ein privates Blog. Wir sind Mitglieder der CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, schreiben hier aber nicht im Namen der Fraktion oder der Partei.