Hopper: Invasion der jungen Hüpfer

In unserem letzten Artikel haben wir von unseren abendlichen Hopper-Erlebnissen berichtet – und auch darüber, dass der in Neu-Isenburg bis dahin eher spärlich genutzte Hopper seit dem Betreiberwechsel tagsüber immer ausgebucht ist. Tatsächlich bekam ich schon so oft von der App die Meldung, dass gerade kein Fahrzeug zur Verfügung steht, dass ich mich ohne Vorbestellung auf den Hopper als Transportmittel nicht mehr verlassen kann. Die Vorbestellung Stunden vorher widerspricht aber der Idee des On-Demand-ÖPNV, denn wenn ich so lange vorher planen muss, bin ich ja sogar mit dem Bus flexibler, dessen feste Abfahrtzeiten ich vorher kenne. Einzige Vorteile des Hoppers wären dann noch das engmaschigere Netz an Haltepunkten und das etwas komfortablere Fahrerlebnis.

Obwohl die starke Auslastung mich persönlich nervte, freute ich mich darüber, dass der Hopper endlich von den Bürgern so gut angenommen wird. Natürlich spielt es eine Rolle, dass die Fahrten durch die Umstellung auf eine neue App immer noch übergangsweise kostenlos sind, aber zumindest – so dachte ich – ist das Angebot nun von den meisten Neu-Isenburgern wahrgenommen und die Nutzung der App verstanden worden. 

Doch Überraschung! 

Als ich mich bei einer Fahrt wieder mal mit dem zuständigen Fahrer unterhielt (ich erkundige mich immer nach der aktuellen Zufriedenheit), erzählte er mir, dass er momentan den ganzen Tag fast ausschließlich damit beschäftigt ist, Kinder hin und her zu fahren. Genervt berichtete er, dass er gerade ca. 65 Fahrten hinter sich hat, in denen Kinder ganz kurze Strecken fahren, oft nur bis zur nächsten Straßenecke, und dass manche Kinder sogar mehrmals am Tag dieses Angebot nutzen. Der Fahrer vermutete, dass Mütter und Väter den Hopper rufen, um selbst dem Dienst als Elterntaxi zu entgehen. Oh. Bei meiner nächsten Fahrt sprach ich mit einem anderen Fahrer und er berichtete genau das Gleiche. Er war sich allerdings sicher, dass die Kinder selbst den Hopper bestellen. Er schätzt das Alter der meisten auf ca. 10-13 Jahre und war sichtlich genervt, weil er schon mehrmals zur Schule bestellt worden war, wo die Fahrgäste dann einfach nicht auftauchten. Er sagte ganz klar: Wir sind tagsüber vollständig ausgebucht und fahren nur Kinder!

Als Mutter sehe ich natürlich, dass der Hopper auch für Kinder und Jugendliche eine tolle Sache ist. Ich saß selbst schon neben jungen Fußballern, die vom Training im Sportpark zur Sporthalle im Buchenbusch wollten und froh waren, im Dunkeln und bei Regen nicht mit dem Fahrrad ans andere Ende der Stadt fahren zu müssen. Auch meine Tochter, die normalerweise mit dem Bus zur Schule fährt, hat zur Sicherheit die Hopper-App auf ihrem Handy. Das On-Demand-Angebot kann durchaus Eltern entlasten und ihnen bei kleineren Kindern Sicherheit geben. Aber die hier erwähnten Kinder rufen offenbar den Hopper, weil sie nicht auf den Bus warten wollen. So etwas ist grundsätzlich nicht verboten und niemand muss sich für seine Fahrten rechtfertigen. Aber es führt dazu, dass der Hopper tagsüber nicht für längere Fahrten oder für dringende Erledigungen zur Verfügung steht. Auch nicht für mobilitätseingeschränkte Personen (z.B. Senioren), für die schon die nächste Bushaltestelle zu weit entfernt ist. Laut Auskunft der Fahrer besteht dieses Problem im ganzen Kreis, besonders ausgeprägt in Neu-Isenburg und Dietzenbach. 

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass laut Hopper-AGB Fahrgäste erst ab dem vollendeten 14. Lebensjahr das On-Demand-Angebot und die dazugehörige App nutzen dürfen. Wer jünger ist, benötigt die Zustimmung der Eltern. Wie diese Zustimmung allerdings erfolgen soll, ist nicht geregelt. Die App kann ganz einfach mit den Zugangsdaten der Eltern auf dem Handy des Kindes eingerichtet werden. Oder man ruft gleich den Hopper für eine andere Person, wie in unserem letzten Artikel beschrieben. All das kann als Zustimmung ausgelegt werden. Ein „Hopper-Missbrauch“ liegt hier also offiziell wohl nicht vor. Trotzdem ärgerlich für alle, die es eilig haben und auf Hopper oder Bus angewiesen sind. 

Und wie gehen wir jetzt damit um? 

Der sehr sprunghafte Anstieg von „kaum was los“ zu „immer ausgebucht“ scheint tatsächlich fast ausschließlich auf das Konto von Schulkindern zu gehen. Und sicher werden die den Hopper nicht mehr für ein paar Meter rufen, wenn die Fahrten wieder kostenpflichtig sind. Wer ein Schülerticket hat, wird den Hopper dann für 1 Euro Aufpreis pro Fahrt nutzen können. Immer noch erschwinglich, und das kostenlose Schülerticket bekommen nur Kinder die mehr als 2 km von ihrer Schule entfernt wohnen. Wenn die dann mal den Bus verpassen oder zum Sport von der Goetheschule in den Sportpark fahren, zwingt das wahrscheinlich den Hopper-Verkehr noch nicht in die Knie. Wer ohne das Schülerticket pro Fahrt 3 Euro bezahlen muss, wird sicher auch nur noch im Ernstfall auf den Hopper zurückgreifen. Es besteht also die berechtigte Hoffnung, dass die Auslastung sich auf ein gesundes „läuft ganz gut“ einpendelt. Sollten aber Schüler und Eltern auch die kostenpflichtige Variante weiterhin als Ersatz für Schulbus, Fahrrad oder Elterntaxi nutzen, müssen wir neu nachdenken. Hierzu wäre es natürlich sinnvoll, den Bedarf in der Stadt genauer zu kennen.

Alle Daten, die wir dafür brauchen, könnte uns theoretisch die App liefern, ggf. ergänzt durch anonymisierten Daten der Mobilfunkanbieter (siehe hier: Mobilitätsdaten und Big Data nutzen). Aktuell registrieren sich die App-Benutzer nicht mit ihrem Geburtsdatum oder /-jahr. Würde das abgefragt (was ja eigentlich sinnvoll wäre, wenn die Nutzung an ein Mindestalter geknüpft ist), wäre es möglich, die Bewegungsdaten sehr genau auszuwerten, denn Start- und Zielort kennt man ja durch die Buchung bereits: Wer ist wann wohin gefahren? In welche Kategorie fällt diese Person wahrscheinlich (Schüler, Senioren)? Zu welchen Zeiten ist der Bedarf besonders hoch? Wie gut ist das Fahrzeug ausgelastet? Interessant wäre auch, zu erfahren, welche Strecken nachgefragt, aber bereits in der App wegen zu hoher Auslastung abgelehnt werden. Hieraus könnte man Informationen zur Optimierung bestehender Busverbindungen ableiten, und zwar unabhängig von bestehenden Busstrecken. Klar, die Auswertung der App-Daten ist erstmal hypothetisch. Welche Möglichkeiten es mit dieser Software und den vorhandenen Ressourcen gibt, wissen wir nicht. Aber zumindest auf dem Papier – pardon, Display – könnte ein solches Problem mit Hilfe der Digitalisierung gelöst werden. So könnten zum Beispiel auch Buchungen für Kinder unter 14 eine Freigabe durch die Eltern erfordern, so wie es Google schon lange mit der Family App macht. Hier erhalten die Eltern eine Anfrage, wenn das Kind eine App installieren möchte und können das Ganze mit einem Klick einfach bestätigen.

Wann die Hopper-App die Möglichkeit bietet, Bezahldaten zu hinterlegen und somit die Freifahrten enden, ist immer noch ungewiss. Und dann werden wir sehen, wie sich die Situation entwickelt. Bis dahin empfehle ich, den Hopper frühzeitig vorzubestellen.

[Kati Conrad]

Dies ist ein privates Blog. Wir sind Mitglieder der CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, schreiben hier aber nicht im Namen der Fraktion oder der Partei.

Du betrachtest gerade Hopper: Invasion der jungen Hüpfer