In Neu-Isenburg ist aktuell viel von zukunftsweisenden Projekten die Rede: Smart City, barrierefreier Marktplatz, Stadtumbau, Kultur-und Bildungszentrum und RTW. Dabei ist besonders die RTW in letzter Zeit oft in Zusammenhang mit sehr trockenen Begriffen wie Haushalt, Finanzierungsfragen und Ausgabensteigerungen in Verbindung gesetzt worden.
Etwas in den Hintergrund tritt dabei in der öffentlichen Diskussion, dass die geplante RTW-Trasse vom Bahnhof Neu-Isenburg bis ins Birkengewann eingebettet ist in ein Mobilitätskonzept 2030 welches unter anderem mit der kompletten Neugestaltung des Straßenraums in der Ortsdurchfahrt Carl-Ulrich-Straße/Friedhofstraße, Neu-Isenburg deutlich vom Durchgangsverkehr entlasten soll.
Genau diese Neugestaltung des Straßenraums, war das Thema der Bürgerversammlung am 28. November 2023 in der Hugenottenhalle.




Wie kam es dazu?
Im Mai 2019 hat die Stadtverordnetenversammlung das Stadtentwicklungskonzept Mobilität beschlossen (DRS: 18/1000) und damit eine Straßenplanung für die Ost-West-Achse (Carl-Ulrich-Straße/Schleussnerstraße – Friedhofstraße) auf der Basis folgender Rahmenbedingungen beauftragt:
- Führung der RTW bis ins Birkengewann
- Neubau einer Park & Ride Anlage im Osten der Stadt
- Realisierung einer integrierten Süd-West-Umfahrung (Optimierung der Leistungsfähigkeit des Streckenzugs Siemensstraße/Rathenaustraße)
- Eine Optimierung der Ampelsteuerung in der Ost-West-Achse
- Eine Optimierung des Parkraummanagements
Als Planungsgrundlage wurde eine Einbahnstraßenregelung für die Carl-Ulrich-Straße (Richtung Westen) und die Schleussnerstraße (Richtung Osten) vorgegeben. Die Entlastung vom Durchgangsverkehr durch die Kombination aller oben aufgeführten Maßnahmen soll ca. 24.000 Kfz pro 24h betragen.
Da die Planung zur Umgestaltung der Straße eng abgestimmt mit der Planung der RTW-Streckenführung erfolgen muss, wurde die RTW-Planungsgesellschaft beauftragt, die sich dazu die Unterstützung der ARGE Planungsgesellschaft HTU eingekauft hat.
Die hieraus entstandene Entwurfsplanung wurde am 8. November 2023 in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen und nun in der Bürgerversammlung vorgestellt.
Was sieht die Planung aus?
Die Planung enthält eine neue Verkehrsführung mit der Einbahnstraßenregelung auf der Carl-Ulrich-Straße/Schleussnerstraße, veränderten Abbiegeregelungen, neuen Querungsmöglichkeiten, eine neue 2-Richtungs-Radverbindung sowohl nördlich als auch südlich der Ost-West-Achse, sowie neugestaltete Bürgersteige. Für das verbesserte ÖPNV, Rad- und Fußgängerangebot werden 173 Stellplätze entlang der Ortsdurchfahrt wegfallen.

Ein besonders sensibles Thema ist der Alleencharakter der Carl-Ulrich-Straße und die Bäume entlang des gesamten Straßenzugs. Klar ist, dass aufgrund der RTW-Trassenführung Bäume gefällt werden müssen um Platz für die Schiene zu schaffen. Eine genauere Untersuchung hat außerdem ergeben, dass weitere Bäume wegen ihrer Lage über einer Gasleitung und bereits kranke Bäume nicht mehr erhalten werden können.

In der Grünplanung wurde sich nun um jeden Baum einzeln bemüht, die Wurzelräume und deren Ausbreitungsmöglichkeiten untersucht und in die Standortplanung mit aufgenommen. Im Ergebnis soll der Alleencharakter, wenn auch verändert, erhalten bleiben und am Ende 5 Bäume mehr untergebracht werden als vorher. Allerdings gelingt der Ausgleich der Fällung von 260 Bäumen durch Neupflanzung nur bezogen auf das gesamte Stadtgebiet. In der Ost-West-Achse werden es weniger Bäume sein als vorher.
Was betrifft besonders die Anlieger?
Für die Anlieger ist natürlich die Zugänglichkeit ihrer Grundstücke von herausragender Bedeutung, bei Gewerbegrundstücken muss der Zugang auch für LKWs möglich sein. Aufgrund des teilweisen sehr engen Straßenquerschnitts war dieser Teil der Planung besonders schwierig und ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Mit betroffenen Grundstückseigentümern wird individuell gesprochen und Lösungen erarbeitet. Damit keine Bäume der Zufahrt im Wege stehen, kann auch die Grünplanung erst nach vollständiger Klärung abgeschlossen werden. In der Folge wird der Bereich von der Frankfurter Straße bis ins Birkengewann sich etwas verzögern.

Auch während der Bauzeit soll die Zufahrt zu den Grundstücken gewährleistet werden. Über den Baufortschritt wird laufend die Webseite der Stadt informieren.
Wie geht es weiter?
2024 soll es zügig weitergehen. Im ersten Quartal 2024 soll die Planung abgeschlossen und eine Kostenberechnung vorliegen. Mit der dann vorliegenden Planung soll bei Hessen Mobil der Entfall auf eine Planfeststellung/Plangenehmigung beantragt werden. Was bedeutet das? Vor allem soll damit Zeit gewonnen werden. Der Entfall des Verfahrens bedeutet aber auch der Entfall der Klagemöglichkeit für betroffene Anwohner. Der Beschluss dazu wird im zweiten Quartal 2024 erwartet. Im vierten Quartal soll es dann mit der Vergabe der Bauleistungen und ersten Vorab-Baumaßnahmen losgehen.
Trotz aller Herausforderungen schreitet das Projekt weiter voran. 2028 soll die RTW fahren, wenn auch voraussichtlich dann noch nicht bis ins Birkengewann. Besonders die Finanzierung, die Fördermittel und die Festlegung der Bauabschnitte stehen als nächstes auf der Agenda.
Fazit
Die Bürgerversammlung bot den Bürgern die Möglichkeit, sich über die Planung und weitere Vorgehensweise zu informieren. Für die anwesenden Kommunalpolitiker war es die Gelegenheit mit den Bürgern über die individuellen Betroffenheiten zu sprechen.
[Oliver Hatzfeld]
Dies ist ein privates Blog. Wir sind Mitglieder der CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, schreiben hier aber nicht im Namen der Fraktion oder der Partei.