Hopper: Fragen an die kvgOF (und Antworten!)

Mit Euch, unseren Lesern, ins Gespräch zu kommen, ist für uns ein besonders großes Anliegen – und wenn Ihr Fragen an uns habt, möchten wir natürlich Antworten finden. Deshalb haben wir uns besonders gefreut, dass wir am Montag bei der Kreisverkehrsgesellschaft (kvgOF) zu Gast sein durften. Herr Maximilian Maisel, zuständiger Projektleiter für den Hopper im Kreis Offenbach, war auf unsere Blogartikel (hier, hier, hier und hier) aufmerksam geworden und hatte uns zum Austausch eingeladen. Für uns eine tolle Gelegenheit, alle Fragen und Probleme, die Ihr uns per Mail und in den sozialen Netzwerken geschrieben habt, mit ihm zu besprechen.

Zum Interview waren wir in die Räume der kvgOF nach Dietzenbach eingeladen, direkt an der S-Bahn-Station am Masayaplatz. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde legten wir gleich los.

YYNI: Lieber Herr Maisel, wir fangen gleich mit der Frage an, die uns am häufigsten gestellt wurde. Bürger, die in weniger zentralen Bereichen der Neu-Isenburgs wohnen, beschweren sich über die geringe Verfügbarkeit, bzw. über lange Wartezeiten, bis ein Hopper buchbar ist. Das betrifft nicht nur Zeppelinheim und Gravenbruch, sondern z.B. auch den Buchenbusch. In den Stadtteilen wurde aber gerade das Stadtbus-Angebot in den weniger nachgefragten Servicezeiten reduziert, eben weil der Hopper diese Strecke bedienen kann – theoretisch. Wie arbeitet hier die KI-gestützte Routenfindung, gibt es eine Möglichkeit eine Gleichbehandlung aller Hoppernachfragen zu erreichen?

Maximilian Maisel: Alle Gebiete werden jetzt schon gleich hoch priorisiert, aber die weiter entfernten Stadtteile liegen einfach seltener auf dem Weg, wenn sich die Fahrzeuge nachfragebedingt vermehrt auf Innenstadtrouten befinden. Insbesondere Zeppelinheim stellt einen Sonderfall dar, weil es ungewöhnlich weit von der Kernstadt Neu-Isenburgs entfernt liegt. Die Pilotphase bis Ende 2024 soll auch dazu dienen, herauszufinden, ob der Hopper für solche Fälle das richtige Verkehrsmittel darstellt. Es gilt gegebenenfalls auch alternative Bedienmodelle zu prüfen und enger Abstimmung mit der Stadt geeignete Lösungen zu erarbeiten.

YYNI: Zu bestimmten Zeiten scheint einfach überhaupt kein Hopper verfügbar zu sein, lange Wartezeiten machen die Fahrt zu terminlich gebundenen Zielen dann unmöglich. Für den Buchenden ist nicht ersichtlich, warum. Es wird statt des Hoppers dann einfach ein Linienbus vorgeschlagen. Es wäre ja an dieser Stelle interessant zu wissen, ob alle Fahrzeuge ausgebucht sind oder ob vielleicht nur ein anderer Haltepunkt angegeben werden müsste. Uns wurde auch berichtet, dass nach kleiner Standortverschiebung, zum Beispiel von Bahnhof Ostseite auf Westseite, plötzlich die Buchung möglich war. Ist die Erweiterung der App um Haltepunkt-Alternativen denkbar und könnten die Fehlermeldungen etwas spezifischer sein?

Maximilian Maisel: Wir haben die Rückmeldung in der App bereits verbessert: Wenn kein Fahrzeug verfügbar ist, wird jetzt nicht mehr kommentarlos der Stadtbus angezeigt. Ob es möglich ist, in der App den nächsten verfügbaren Haltepunkt anzuzeigen, müssen wir mit unserem Softwaredienstleister prüfen. Die zeitweise schlechte Verfügbarkeit hat unter anderem damit zu tun, dass die aktuelle Krankheitswelle auch vor unserem Fahrpersonal nicht Halt macht. Das wird aber aktuell gerade vom Anbieter verbessert, das Team vor Ort wird verstärkt, damit eine bessere Nachbesetzung von Schichten erfolgen kann

YYNI: In anderen Städten sind teilweise Servicezonen zusammengeführt worden (z.B. Mülheim-Obertshausen, Seligenstadt-Mainhausen-Hainburg, Langen-Egelsbach). Auch für Neu-Isenburger wäre die Hopper-Nutzung über Neu-Isenburg hinaus interessant. Ist so etwas geplant und würde die bestehende Fahrzeugflotte in Neu-Isenburg in so einem Fall ausreichen?

Maximilian Maisel: Wir sehen auch, dass die strikte Grenze zwischen den Kommunen nicht immer sinnvoll ist. Wir werden die Gebiete nach Ablauf der Pilotphase prüfen, Überschneidungen zwischen den Kommunen hinterfragen und dabei funktionale Räume berücksichtigen. Verbindungen gilt es immer mit dem bestehenden Linienverkehr abzugleichen und gemeinsam zu betrachten. Ein Problem ist die Zuordnung der Fahrzeuge zu den einzelnen Kommunen. Wenn alle Neu- Isenburg-Hopper künftig in Dreieich oder Langen unterwegs sind, wo die Nachfrage größer ist, verschlimmern wir die Situation für Neu-Isenburg. Denkbar wäre, eine Maximalentfernung einzuführen, mit der man sich in einem festgelegten Radius bewegen kann. So könnte man dann beispielsweise aus dem Süden Neu-Isenburgs noch bis nach Sprendlingen fahren. Aber das muss sehr gut durchdacht werden, dazu brauchen wir die Erfahrungsberichte bis Ende 2024 und auch die Expertise unseres Softwaredienstleisters.

YYNI: Der Radius ist ein gutes Stichwort. Die Bewohner der Neu-Isenburger Stadtteile Zeppelinheim und Gravenbruch bemängeln, dass sie bei Fahrten zur Kernstadt mit einem Entfernungsaufschlag belegt werden. Könnte der Tarif für diese Stadtteile nicht entfernungsunabhängig gelten?

Maximilian Maisel: Die Tarife werden vom RMV vorgegeben und müssen für alle Gebiete einheitlich sein. Künftig ist seitens des RMV aber geplant, da etwas mehr Flexibilität zu schaffen. Wir sind hierzu in Gesprächen mit dem RMV. Eine weitere Möglichkeit wäre ein Beteiligungsmodell der Stadt, die Differenz zum regulären ÖV-Ticket auszugleichen.

YYNI: Bei verschiedenen Points of Interest kommt es bei der Abholung zu Missverständnissen bezüglich der Haltepunkte. Die Fahrgäste erwarten eine Abholung am Haupteingang bzw. an der Hauptstraße, der Haltepunkt liegt aber an unvermuteter Stelle auf der Rückseite des Gebäudes oder ein ganzes Stück entfernt. Beispiel: Wenn man an der Hugenottenhalle abgeholt werden möchte, hält der Hopper entweder hinter der Halle an der Einfahrt zur Tiefgarage oder in der Richard-Wagner-Straße 68 – eine scheinbar vollkommen willkürlich gewählte Hausnummer. Ähnliches wurde uns vom Isenburg Zentrum und vom Stadtmuseum ‚Haus zum Löwen‘ berichtet.

Maximilian Maisel: Die Verteilung der Haltepunkte basiert auf einem bestimmten Schema, welches mit der Stadt und den Stadtwerken abgestimmt wurde. Dabei haben die Haltepunkte bewusst so gewählt, dass sie nicht an einer stark befahrenen Straße liegen. Es muss ja möglich sein, dort auch gefahrlos anzuhalten und einzusteigen, ohne den Verkehr zu behindern. In Fällen wie der Hugenottenhalle, wo gegebenenfalls ein anderer Haltepunkt besser geeignet wäre, hilft uns eine Meldung an kundenservice@kvgof-hopper.de, wir prüfen das dann und passen den Haltepunkt gegebenenfalls an.

YYNI: Zu verschiedenen Veranstaltungen würden gerne mehrere Nutzer zusammen fahren und sich dabei an ihren jeweiligen Adressen abholen lassen. Wir haben ja bereits hier im Blog darüber berichtet, dass das nicht so einfach möglich ist. Könnten bei der Buchung nicht Zwischenstopps eingerichtet werden?

Maximilian Maisel: Hierbei handelt es sich um eine klassische Softwareanforderungen, die wir bereits mit dem Dienstleister der alten App diskutiert haben. Auch bei unserem neuen Softwaredienstleister haben wir diese Anforderungen platziert. Leider scheint eine solche Funktion nicht so einfach implementierbar zu sein.

YYNI: Gelegentlich sprechen Bürger den Fahrer eines wartenden Hoppers an, um spontan mitzufahren. Aber obwohl die Fragenden schon einen Fuß im Fahrzeug haben, können sie es in der App nicht buchen. Sie sollen stattdessen 10 Minuten auf ein anderes warten. Könnte das verbessert werden?

Maximilian Maisel: So etwas macht der Algorithmus in der Regel nicht mit, da diese spontane Buchung bereits gebuchte Anschlussfahrten verzögern oder blockieren kann. Stadtteile wie Zeppelinheim würden so völlig abgehängt. Die Routenplanung arbeitet zuverlässig, aber Jede zusätzliche Anforderung macht das System komplexer und führt ggf. an anderer Stelle zu einer Verschlechterung der Servicequalität. Die Lösungen müssen daher gemeinsam mit dem Softwareanbieter gut durchdacht werden.

YYNI: Die telefonische Buchung scheint auch nicht optimal zu funktionieren. Bürger berichten uns, dass sie entweder ‚endlos‘ in der Warteschleife hängen oder die Nachricht erhalten, alle Mitarbeiter seien gerade im Einsatz. Welche Ratschläge gibt es zur telefonischen Buchung? Wie können Fahrgäste ohne Smartphone erfolgreich einen Hopper buchen?

Maximilian Maisel: Das Problem haben wir bereits an den Anbieter Via weitergegeben, hier soll noch im Januar nachgebessert werden. Außerdem arbeiten wir an einer Webseite, über die der Hopper ohne Smartphone online gebucht werden kann. Wir empfehlen bis dahin, die telefonische Bestellung möglichst am Vortag vorzunehmen. Es handelt sich bei dem Hopper um ein App-basiertes System. Die Hotline ist eine Zusatzleistung für Menschen ohne Smartphone, die bei den Buchungen nur ca. 3% ausmachen.

YYNI: Wir haben die Rückmeldung bekommen, dass die App für sehbeeinträchtige Bürger nicht ausreichend barrierefrei gestaltet ist, eine Buchung ist wegen unzureichender Screenreaderunterstützung nicht möglich. Ist die App von entsprechenden Lobbygruppen getestet worden, bzw. besteht die Möglichkeit, das nachzuholen? Einen Kontakt könnten wir vermitteln. 

Maximilian Maisel: Nach Ihrem Hinweis haben wir bei Via nachgefragt, die App unterstützt nach deren Auskunft Screenreader – die Konfiguration müsste aber über die Geräte- Einstellungen vorgenommen werden, nicht über die App. Nach entsprechenden Zertifizierungen für Barrierefreiheit haben wir uns erkundigt und warten noch auf Antwort. Über die Vermittlung einer betroffenen Kontaktperson würden wir uns freuen.

YYNI: Die Haltepunkte sind ja nicht so genau angegeben wie Bushaltestellen. Wie können denn ein blinder Fahrgast und der Hopper auf der Straße zusammenfinden?

Maximilian Maisel: Aus der App könnte man zu Google Maps springen und sich zum Abholhort per Ansage navigieren lassen, denn der wird über die App gesendet. Wir werden dieses Thema zusammen mit anderen Partnern im RMV besprechen und nach geeigneten Lösungen suchen, den Abholprozess zu vereinfachen.

YYNI: Vielleicht könnte man bei der Buchung auch ein Häkchen für ‚Sehbehinderung‘ setzen, das dem Fahrer signalisiert, nach dem Fahrgast Ausschau zu halten? Oder der Buchende könnte seinen eigenen Standort freigeben.

Maximilian Maisel: Diese Möglichkeiten werden wir gerne prüfen.

YYNI: Wie sieht es denn ansonsten mit Barrierefreiheit aus, kann der Hopper im Rollstuhl genutzt werden?

Maximilian Maisel: Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 ist ein rollstuhlgerechtes Fahrzeug im Einsatz. In der App kann man in den Fahrgasteinstellungen angeben, ob das spezielle Fahrzeug benötigt wird und ob ein Schwerbehindertenausweis vorliegt. Das barrierefreie Fahrzeug ist täglich im kompletten Stadtgebiet im Einsatz. Betrieblich bedingte Ladepausen werden auf die Zeiten gelegt, in denen der Stadtbus verkehrt und eine Alternative bietet.

YYNI: Wie lange dauert es denn, bis die App überarbeitet wird, gibt es einen Zeitplan?

Maximilian Maisel: Kleinere Anpassungen werden immer wieder vorgenommen. Inwiefern und wann es ein größeres Update der App geben wird, ist mit dem RMV und den anderen On-Demand-Partnern zu klären, da diese ebenfalls mit Software arbeiten und es gewisse Überschneidungsbereiche gibt. Es wird auch entscheidend sein, ob der Hopper über den Pilotzeitraum hinaus weiter finanziert und das Projekt fortgeführt werden kann. Bis dahin möchten wir mit der bestehenden Software möglichst viele Erfahrungen sammeln.

YYNI: In den sozialen Netzwerken kam die Frage auf, ob bei einer so geringen Auslastung, wie wir sie aktuell in Neu-Isenburg beobachten, nicht kleinere Fahrzeuge praktischer und umweltverträglicher wären.

Maximilian Maisel: Der Siebensitzer hat sich kreisweit und auch im gesamten RMV gut bewährt, gerade an Wochenenden und für Gruppen. Die Fahrzeuge sind im ganzen Kreis Offenbach einheitlich – also auch in den Kommunen, in denen der Hopper sehr nachgefragt ist. Auf Grund der betrieblichen Eigenschaften sind die Fahrzeuge sehr effizient und gut für On-Demand-Verkehre geeignet.

YYNI: Und wie entlastet der Hopper die Städte vom Verkehr?

Maximilian Maisel: Wenn das System mit Hilfe der Erfahrungen aus der Pilotphase noch weiter optimiert wird, ist der Hopper eine flexible und günstige Alternative zum eigenen Auto und erschließt neue Zielgruppen für den ÖPNV. Im Ostkreis haben schon einige ältere Menschen ihr Auto abgeschafft. Sie waren im eher ländlichen Raum darauf angewiesen, können aber jetzt unser On-Demand-Angebot nutzen. In sinnvoller Ergänzung zum Linienverkehr kann der Hopper als bedarfsgerechtes Verkehrsmittel dabei helfen die Verkehrswende im Kreis Offenbach aktiv voranzutreiben.

YYNI: Wir bedanken uns ganz herzlich für die Einladung und die Zeit, die Sie sich genommen haben, all unsere Fragen kompetent zu beantworten.

Liebe Leser, wir hoffen, dass unser kleines Interview Euch Freude und neue Erkenntnisse gebracht hat. Lasst uns weiter im Austausch bleiben!

[Maximilian Maisel, Kati Conrad, Oliver Hatzfeld]

Dies ist ein privates Blog. Wir sind Mitglieder der CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, schreiben hier aber nicht im Namen der Fraktion oder der Partei.

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